BDE-Kollegen Vor-Ort in Kenia
2022 und 2023
Nachdem unser Engagement in Kenia immer umfassender und nachhaltiger geworden ist, kam die Idee auf, allen BDE-Kollegen zu ermöglichen, die Projekte vor Ort zu besuchen.
Geschäftsführung und Gesellschafter fassten den Beschluss, dies Ende 2022 und im Jahr 2023 in die Tat umzusetzen und den Kollegenkreis in 2er Gruppen nach Kenia zu entsenden.
Die erste Gruppe, Geschäftsführer Malte Mertens und Produktmanager Bahram Monchi machte sich somit im November 2022 auf.
Dieser Aufenthalt beinhaltete ein sehr umfassendes Programm und Erlebnisse, die niemand so schnell vergessen wird. Im Vordergrund stand der Besuch unserer Schul- und Waisenhausprojekte, das Kennenlernen der Beteiligten, der Slums, aber auch des Landes und der zahlreichen Sehenswürdigkeiten, speziell in der Region Nairobi.
Gedanken und Eindrücke der Kenia-Reise vom 19.11. bis 26.11.2022
Die erste Reisegruppe, die Nairobi besucht hat, Malte Mertens und Bahram Monchi, haben folgenden Reisebericht verfasst.
Schulen
In Nairobi geht es mit dem Auto zu den einzelnen Schulen. Unterwegs können wir uns direkt einen ersten Eindruck der Stadt abseits der großen Straßen verschaffen. Die einzelnen Schulleiter_innen empfangen uns alle sehr freundlich. Es ist wirklich schön zu sehen, welche Herzlichkeit uns entgegengebracht wird. Mit Stolz werden uns die Projekte gezeigt und wir schauen uns die jeweiligen Räumlichkeiten (Klassen, Schlafsäle etc.) an.
Die Atmosphäre ist stets angenehm und wir werden immer gut umsorgt. Sei es mit Tee oder – wie in fast allen Fällen – eigens für uns gekochtem Essen. Eine schöne Geste auch die Tatsache, dass vor allem die Schulleiter_innen selbst mit einer Karaffe und Schale zu jedem einzelnen Gast gehen und wir uns so die Hände vor dem Essen waschen können. Es wird uns berichtet, was für eine große Hilfe die Brunnen und PV-Anlagen darstellen. Wasser und Strom sind nun zu jeder Zeit verfügbar und man merkt, dass eine für uns als selbstverständlich angesehene Grundversorgung hier ein echter „game-changer“ ist.
Um an das Wasser für die Wasserversorgung der von BDE unterstützten kenianischen Schulen zu kommen, musste sehr tief gebohrt werden. Etwa 300 Meter Bohrtiefe war bei den Schulen in der Regel notwendig.
So auch bei der BCC-School im Soweto Slum, die seit 2019 über eine Solaranlage verfügt. Seitdem ist diese Schule in dem Viertel die einzige Einrichtung, die in den Abendstunden beleuchtet ist.
Nun kann auch nach Sonnenuntergang, gegen 18:30 Uhr, gelesen oder gespielt werden, ohne dass Paraffinlampen o.ä. genutzt werden müssen. Mit den neuen Kochstellen werden Ressourcen und Emissionen eingespart.
Die BCC School bietet ein Zuhause für viele Waisenkinder und auch einen sicheren Aufenthaltsort für Kinder, deren Eltern als Tagelöhner Jobs in der Stadt suchen. Cyrus, der Schuldirektor der BCC berichtet, wie sehr die Schule, insbesondere in der Coronazeit, die Kinder auch vor Gewalt schützte. So konnten viele Mädchen vor Gewaltverbrechen und Vergewaltigung geschützt werden, während in Nairobis Slums andere Kinder (mit steigender Anzahl in den letzten beiden Jahren) Opfer von Gewalttaten wurden. Daher investierte BDE auch in die Verbesserung der Schlafräume und Betten, um vor allem Mädchen Schutz zu bieten. Einige Schulen haben mittlerweile Sicherungsmaßnahmen eingerichtet, wie eine Mauer mit Eingangstor und Torwache, um die neuen, wichtigen, grundlegenden Ressourcen wie Wasser und Strom zu schützen.
Die Armut wird uns nicht nur durch die umliegenden Straßen bewusst, sondern auch bei unserem Besuch zu Hause bei einer Mutter mit ihren drei Kindern, die in einfachsten Verhältnissen leben.
Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist gerade nach der großen Dürre im Jahr 2022 ein großes Thema und Problem. Hauptnahrungsmittel sind Mais, Bohnen und Reis. Diese Lebensmittel sind, auch durch den Ukrainekrieg, sehr knapp und von enormen Preissteigerungen betroffen. Teilweise muss hierfür dreifach mehr bezahlt werden als im Jahr 2021. So wurden mit Unterstützung von BDE inzwischen zwei große Nahrungsmitteltransporte aus dem Hinterland für die Schulen organisiert. Zudem sind wir an unserem Besuchstag zu einem Reishändler aufgebrochen, um 125 KG Reis zur Verpflegung der kommenden Tage zu besorgen.
Alle von BDE unterstützten Schulen sind Primary Schools, also Grundschulen, die die Kinder vom ersten bis zum achten Schuljahr besuchen.
Auch unser jüngstes Projekt Neemaland im Kabiria Slum, wurde inzwischen mit einem Wasserbrunnen samt Speicher und Sanitärsystem sowie einer Solaranlage ausgestattet, die zur Strom- und Wasserversorgung beiträgt.
Der Besuch an unserem dritten Reisetag lässt sich nicht übersehen, wie einfach dieser Schulkomplex aufgebaut ist. Mit Wellblech für alle Wände und Dächer der Schule für die Klassen 1-8!
Schulleiterin Grace und die Schüler*innen begrüßen uns sehr herzlich bei kenianischem Tee und selbstgebackenem Schmalzgebäck. Die Kinder sind anfangs – verständlicherweise – zurückhaltend, aber sehr interessiert, freundlich und herzlich. Spätestens nach den gemeinsamen Fußballspielen ist das Eis gebrochen.
Diese völkerverbindende Wirkung entfaltet das Fußballspiel auch im Grace Care Center, wo wir lange mit den Kindern kicken. Außerdem führen die Kinder uns durch ihre Schule, die im letzten Jahr über eine Dusche, eine Waschküche und fließendes Wasser bekommen haben.
Unser Besuch zeigt uns aber auch, dass es noch immer wesentliche „Baustellen“ gibt, die wir im Rahmen unserer künftigen Projektförderung angehen möchten. Dazu gehören u. a. effiziente Kochstellen, die sichere Konservierung von Trinkwasser und Ableitung von Regenwasser, sowie die generelle Ausstattung der Klassenräume.
Wir freuen uns wieder über eine Einladung zum Essen und dürfen hier die kenianische Küche probieren. Ein ausgesprochen wertvolles Dankeschön von der Schuldirektorin für unser Engagement und Willkommens-Zeichen ihrerseits. Wir bekommen Mais und Bohnen als warmes Gericht zum Probieren. Ein Essen, das in zahlreichen Varianten täglich den Kindern des GCC zum Mittagessen gereicht wird.
Erwähnenswert ist das in Kenia bekannte und sehr schmackhafte Nationalgericht Tilapia Fisch mit dem Maisstampf Ugali und Spinat, das wir bei unserem Besuch in der Brightburn Schule probieren dürfen. Sehr lecker! Gegessen wird übrigens mit den Händen. Zum „Nachtisch“ gibt es Zuckerrohr vom Straßenhändler, das gelutscht bzw. gekaut wird und einen angenehm süßlichen Geschmack hinterlässt.
Es herrscht bei allen Schulbesuchen eine schöne Atmosphäre und das Verabschieden fällt doch irgendwie schwer. Besonders lustig ist, wie einige Kinder sich für eine weitere Runde „High-Five“ noch einmal in die Schlange einreihen, um uns ein weiteres Mal abzuklatschen.
Waisenhaus in Mwea
Die Fahrt in den ca. 2 Autostunden von Nairobi entfernten Ort führt durch eine sehr landwirtschaftlich geprägte Region. Das Hinterland unterscheidet sich deutlich von der Hauptstadt und entlang von Reisfeldern kommen wir unserem Ziel immer näher. Der Blick über die Weiten der Felder ist einmalig. Hier und da tauchen Arbeiter_innen zwischen den Pflanzen auf und wir überholen den ein oder anderen von Eseln gezogenen Karren, der das wertvolle Gut transportiert.
Das Waisenhaus selbst liegt sehr abgeschieden. Es verfügt neben einem Brunnen auch über Solar-Panels und entsprechende Batterien. Strom und Wasser sind somit zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar. Auch gibt es einen kleinen Hühnerstall und im hinteren Teil des Areals wachsen Mangobäume.
Von dem sehr sympathischen Schulleiter Samuel werden wir herumgeführt. Dass die Schlafsäle, in denen die Waisenkinder schlafen, nun auch Licht haben, bezeichnet er als großes Geschenk. Natürlich darf das obligatorische Fußballspiel nicht fehlen. Jungs und Mädchen nehmen gleichermaßen Teil und es entwickelt sich ein turbulentes Spiel auf dem roten Erdreich. Die Sonne scheint unbarmherzig vom Himmel, trotzdem sind alle mit vollem Einsatz dabei und haben Spaß. Unterbrochen werden wir von der Einladung zum Essen. Wie in den Schulen wird auch hier groß für die Gäste gekocht. Wir genießen das Essen, tragen uns in das „goldene“ Buch ein und sind froh da zu sein. Nach dem Essen kommen wir nicht um eine weitere – allerdings deutlich kürzere – Runde Fußball herum.
Nach einer herzlichen Verabschiedung machen wir uns auf den Rückweg, wobei wir noch an einer Reismühle anhalten. Hier sind die Maschinen im Dauereinsatz und der Reis wird in Säcken zu je 25 kg abgefüllt. Auch wir kaufen etwas Reis, der eigens für uns abgefüllt wird, und fahren zurück nach Nairobi.
Gedanken zu Nairobi und Kenia
Zahlen und Fakten:
Nairobi, Hauptstadt von Kenia
Einwohner: 4,397 Mio,
Mehr als die Hälfte der Bürger Nairobis (60%) leben in einem der 200 Slums
Fläche: 703,9 km2
Lage: Nairobi liegt knapp südlich des Äquators. Auf durchschnittlich 1.624 m Höhe, zählt sie zu den höchstgelegenen Hauptstädten der Welt
Anreise: ca. 8 Std. ab Frankfurt
Sprache: Suaheli und Englisch
Nairobi ist eine wirklich beeindruckende Stadt. Sehr voll, wuselig, aber unheimlich spannend. Viele Leute sind zu Fuß auf den Straßen unterwegs und es macht einfach Spaß zu beobachten und die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Die vielen verschiedenen – und vor allem sehr bunten – Matatus waren auffällig. Bei unserer Fahrt entlang des „Rift Valleys“ erfahren wir, dass eine Kontinentalspalte das Land durchzieht und diese Tektonik energetisches Potential bietet. Ein nicht unwesentlicher Teil der kenianischen Energieerzeugung wird neben Wasserkraft, fossiler und Solarenergie auch aus Geothermie gewonnen.
Und doch gibt es Ungleichheit hinsichtlich der Verfügbarkeit von Energie, Wasser und Lebensmitteln in Kenia für die Bevölkerung. Während sich in unmittelbarer Nähe zu unserem Hotel zwei Einkaufsmalls befinden, die sich – auch preislich – auf westeuropäischen Niveau bewegen, gibt es leider auch immer wieder viel Armut zu sehen. Vor allem die Kinder vor den Malls, die uns nach Geld fragen, lassen uns betroffen zurück. Die Gewissheit, dass diese vermutlich nie eine Schule von innen sehen werden und somit keine Chance auf Bildung und ein potenziell besseres Leben haben, stimmt uns traurig.
Umso wichtiger, dass BDE die angestoßenen Projekte weiter unterstützt und den Kindern so die Chance auf einen Weg aus der Armut ermöglicht. Nicht hoch genug kann man den Einsatz der Schulleiter_innen und Lehrer_innen bewerten, die sich – teils unter widrigen Umständen – um ein intaktes Schulleben bemühen. So verwundert es auch nicht, dass die Kinder häufig früher in der Schule erscheinen und dort auch bereits Lehrkräfte antreffen. Es scheint allen bewusst zu sein, welch kostbarer Schlüssel eine schulische Ausbildung doch ist.